Forschungszulage: Biotechnologie-Industrie pessimistisch

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Nach zwei Jahren mit einem Rekordhoch an Finanzierung konnte die deutsche Biotechnologie-Branche 2022 nur ca. 920 Mio. Euro Eigenkapital zählen – gemessen an dem ersten Jahr der Pandemie weniger als ein Drittel. Ungefähr die Hälfte des Betrages wurde von privaten und börsennotierten Unternehmen aufgebracht.

Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland: Ausblick in Trendumfrage schlechter als in Finanzkrise 2008

Die jährliche Trendumfrage vom Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland hat deutlich gemacht, dass Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer in Bezug auf ihre aktuelle Geschäftslage unzufriedener sind als in den vergangenen Jahren. Der Ausblick auf das kommende Jahr ist sogar noch finsterer als während der Finanzkrise 2008. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass die Energiekrise einen negativen Effekt auf ihre Geschäftslage hatte, während ein Fünftel bzw. die Hälfte starke und mäßige Auswirkungen der Inflation spürten.

Im Vergleich zu 2021 zeigte sich eine deutlich geringere Zahl von Befragten, die Personal aufbauen wollten, und auch die Bereitschaft, Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) zu erhöhen, ging stark zurück. Während die Unternehmenslenker in den letzten zwei Jahren noch eine sehr positive Einschätzung des politischen Klimas für die Branche hatten, fiel der Index-Wert nun auf ein Niveau vor der Pandemie.

Im Vergleich zu 2021, befanden nur noch 64 Prozent der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 2022 sank dieser Prozentsatz auf 40 Prozent. Hinblickend auf die Zukunft, erwarten 26 Prozent eine Verbesserung, was fast der Hälfte von 2021 entspricht. Obwohl nur noch 39 Prozent des FuE-Budgets erhöhen wollen (gegenüber 57 Prozent im Jahr 2021), planen fast 90 Prozent in Forschung und Entwicklung zu investieren. 45 Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, fast ein Drittel weniger als im Jahr 2021. Die Meinung, dass das aktuelle politische Klima gut für die Branche sei, teilen 31 Prozent (gegenüber 59 Prozent im Jahr 2021). Ebenso erwarten nur noch 28 Prozent eine Verbesserung in Hinblick auf das zukünftige politische Klima, verglichen mit 61 Prozent im Jahr 2021.

Infografik: Erfahrungen mit der Forschungszulage nach Firmenkategorie (Quelle: Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland)

Infografik: Erfahrungen mit der Forschungszulage nach Firmenkategorie (Quelle: Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland)

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, stellt fest: „Unsere Umfrageergebnisse offenbaren eine erhebliche Verschlechterung der Stimmungslage in Biotech-Unternehmen. Dies ist angesichts der globalen Ereignisse des vergangenen Jahres nicht sonderlich überraschend. Die verringerte Optimismusdynamik hat mehrere Ursachen, darunter Krieg, Energiekrise, Inflation, Fachkräftemangel und fehlende Finanzierungsmöglichkeiten. Zudem hat der Einbruch der Börsenkurse, v. a. an der Nasdaq, zu einer massiven Abschreibung vieler Unternehmen geführt. Es ist daher besonders wichtig, dass wir uns Mühe geben, die Biotech-Branche in Deutschland langfristig zu stärken und Technologiekompetenzen im Bereich der Biotechnologie zu sichern.“

Viola Bronsema, die Geschäftsführerin von BIO Deutschland, hob hervor, dass, obwohl das Potential der Biotechnologie für viele andere Bereiche, wie nachhaltige industrielle Produktion, Ernährung und Kreislaufwirtschaft, bekannt ist, viele nicht realisieren, dass bei der Bewertung der Rahmenbedingungen zwischen der Anwendung der Schlüsseltechnologie und dem Beitrag der Branche unterschieden werden muss. Ohne Chancenkapital, Patentschutz und Kooperationsmöglichkeiten wäre der Biotech-Star BioNTech trotz öffentlicher Förderung nicht so schnell so weit gekommen. Unsere Unternehmen fühlten, dass die Rolle der innovativen Biotech-Firmen bei Politikerinnen und Politikern allzu schnell in Vergessenheit gerate, was eine fahrlässige Haltung gerade im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen sei.

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