Das PwC Maschinenbau-Barometer wirft einen genauen Blick auf die Entwicklungen in der Branche. Die Investitionen verharren auf einem stagnierenden Niveau, während die Expansionsinvestitionen in Asien erheblich an Zugkraft verlieren. Jedoch gibt es eine leichte Aufhellung der Stimmung in der Branche. Ungeachtet dessen bleibt der Kostendruck als größte Herausforderung bestehen.
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Investitionen im Maschinenbau bleiben vorsichtig: Aktuelles Barometer zeigt Zurückhaltung der Unternehmen
Nach einem eher verhaltenen Jahresstart gewinnen die deutschen Exportbranchen zu Beginn des zweiten Quartals 2023 wieder an Fahrt. Besonders im Maschinen- und Anlagenbau steigt die Zuversicht hinsichtlich einer positiven Entwicklung. Allerdings bleiben weiterhin diverse Unsicherheiten, die die Branche beeinflussen. Laut dem aktuellen Maschinenbau-Barometer von PwC Deutschland sind etwa 33 Prozent der Entscheidungsträger sowohl für die deutsche als auch für die globale Konjunktur pessimistisch gestimmt. Aus diesem Grund zeigen die Unternehmen eine vorsichtigere Investitionsstrategie.
Rückgang der Investitionstätigkeit: Chinas Wirtschaft verlangsamt sich
Aufgrund des Ukraine-Konflikts planen sieben von zehn befragten Unternehmenslenkern zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Die Unternehmen erkennen die Bedeutung einer nachhaltigen Energieversorgung und möchten ihre Abhängigkeit von unsicheren Energiequellen reduzieren. Gleichzeitig steht die Verbesserung der Cyber-Sicherheit im Mittelpunkt der strategischen Prioritäten der Entscheidungsträger, um sich vor potenziellen Cyber-Bedrohungen zu schützen. Darüber hinaus beabsichtigen die Unternehmen, ihre Lieferketten umzustrukturieren, um die Auswirkungen geopolitischer Spannungen auf ihre Geschäftsabläufe zu minimieren.
Um den Herausforderungen zu begegnen, sind gezielte Eingriffe in bestehende Systeme und Prozesse erforderlich, wie Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, erklärt. Dabei müssten möglicherweise sogar Elemente des Geschäftsmodells oder der Unternehmensstrategie infrage gestellt werden. Gushurst unterstreicht, dass mutige Investitionen unumgänglich sind, da die wachsende Investitionszurückhaltung derzeit als Schwachstelle der Branche gilt.
Obwohl die Mehrheit der Manager Investitionen plant, ist deren Anteil im Vergleich zu den letzten fünf Jahren rückläufig, wie die Umfrageergebnisse zeigen. Es ist besorgniserregend, dass der Anteil der Investitionen am Gesamtumsatz mit lediglich 5,8 % den niedrigsten Stand seit 2018 erreicht hat.
Gemäß der Umfrage planen Unternehmen vor allem Investitionen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter (60 %). Zusätzlich liegt ein Schwerpunkt auf der Erhöhung der IT-Sicherheit und der weiteren Digitalisierung des Geschäftsmodells. Die Investitionsmaßnahmen konzentrieren sich bei knapp der Hälfte der Befragten auf Robotik, bei 42 % auf Cybersicherheit und bei ungefähr einem Drittel auf 3D-Druck oder Cloudlösungen. Technologien wie Drohnen und Blockchain spielen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.
Bevorstehende Entflechtung: Erste Anzeichen einer Veränderung erkennbar
Angesichts der steigenden internationalen Spannungen und den damit verbundenen Herausforderungen bei Lieferketten und der Verfügbarkeit von Vorprodukten und Komponenten ergibt sich ein neues Investitionsszenario in neue Märkte. Die Mehrheit der Befragten, die eine Expansion planen, haben Europa (53 %) und Nordamerika (57 %) als primäre Zielregionen identifiziert. Im Vergleich zum Vorjahr ist Asien als Investitionsziel deutlich weniger attraktiv geworden (49 % im Vergleich zu 72 %).
Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, vermutet, dass erste Anzeichen einer Entflechtung vom asiatischen Markt, insbesondere China, erkennbar sein könnten. Er weist auf die Fragilität der globalen Handelswege hin, die mittlerweile weithin bekannt ist. Insbesondere im Maschinenbau empfiehlt Gushurst, frühzeitig Szenarien zu berücksichtigen und Maßnahmen zu ergreifen, um eine größere Unabhängigkeit und Resilienz zu erlangen und dadurch Flexibilität zu gewinnen.
Positiver Trend: Umsatz soll sich 2023 ins Positive entwickeln
Die Befragten haben eine positivere Einschätzung zur Umsatzentwicklung der Gesamtbranche und ihres eigenen Unternehmens im Vergleich zum Vorquartal. Die durchschnittliche Umsatzerwartung für die Gesamtbranche im kommenden Jahr beträgt 1,2 %, was einen Anstieg um mehr als 4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal bedeutet. Über die Hälfte der befragten Maschinenbauer (57 %) sind mittlerweile optimistisch und glauben an eine positive Entwicklung. Obwohl dies den höchsten Stand seit Beginn des Ukraine-Krieges darstellt, liegt die Umsatzprognose immer noch deutlich unter dem Niveau vor dem Kriegsbeginn, das bei 7,2 % lag. In Bezug auf das eigene Unternehmenswachstum zeigen sich sechs von zehn Managern optimistisch und erwarten ein Umsatzplus im Jahr 2023. Die durchschnittliche Erwartung liegt bei 2,9 %.
Gemäß Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries and Innovations bei PwC Deutschland, ist eine positive Entwicklung durchaus denkbar. Jedoch weist er darauf hin, dass die gegenwärtigen Rahmenbedingungen äußerst fragil sind. Es bleibt eine Gefahr bestehen, dass Faktoren wie Inflation, hohe Energiekosten, die Verfügbarkeit von Vorprodukten und die Preisschwankungen das Wachstum hemmen könnten.
Gemäß der Umfrageergebnisse benennen die befragten Unternehmen den Kostendruck als das am häufigsten genannte Wachstumshemmnis. Zudem erwarten 59 % der Entscheider einen weiteren Anstieg der Kosten im zweiten Quartal. Dies erschwert die Möglichkeit von Preissenkungen. Dennoch beabsichtigt mehr als die Hälfte der Befragten, die Verkaufspreise stabil zu halten. Die aktuelle Kapazitätsauslastung der Unternehmen liegt nach wie vor hoch bei durchschnittlich 89,1 % und liegt nur knapp unter dem Rekordwert des vorherigen Quartals. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, im Vergleich zum Vorquartal um 9 Prozentpunkte gesunken und erreicht mit 43 % den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Dies deutet darauf hin, dass erfolgreiche Effizienzmaßnahmen, wie beispielsweise die Verbesserung des Energieverbrauchs oder der Produktionsplanung, umgesetzt wurden.